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Die Generation y erwartet sehr viel – ganz genauso wie alle anderen auch

Die heutigen Anforderungen der Arbeitnehmer an ihre Arbeitgeber werden immer anspruchsvoller. Jedoch ist es nicht allein die Generation y, die auf einmal völlig andere Vor- und Einstellungen hat. Sichtbare Änderungen basieren auf einem Einstellungswandel, der alle Generationen umfasst. Aber der Reihe nach.


Wir hören viel von dieser neuen Generation, die auf einmal völlig andere Dinge will - Sabbatical beantragt, obwohl die Probezeit gerade erst geschafft ist, völlig frei entscheiden will wann, wo und wie sie arbeitet und dabei am meisten Acht nur auf sich selbst gibt.


Da stellt sich mir die Frage: Ist das wirklich so? Und vor allem: Was wollen denn dann eigentlich die anderen, die Gen x, die Baby Boomer und die ganz Jungen, die erst jetzt auf den Arbeitsmarkt kommen? Worauf müssen sich Arbeitgeber einstellen, um die besten Talente auf dem Markt für sich zu gewinnen?


Ich werfe einen Blick auf die Wissenschaft, wälze Studien und unterhalte mich mit Wissenschaftlern. Das Ergebnis: viele Studien, ob aus Europa oder den USA kommen zu konträren Ergebnissen, viele Studien sind schlicht nicht belastbar, Metastudien und auch Langzeitstudien können keine signifikanten Unterschiede zwischen den Generationen feststellen. Ja, ich glaube, das muss ich nochmal laut sagen:


Metastudien und Langzeitstudien können keine signifikanten Generationenunterschiede feststellen

Die Generation y hat also doch nicht völlig andere Vorstellungen von der Gestaltung der Arbeit als Mitarbeiter anderer Generationen. Zumindest findet die Wissenschaft hierfür keine oder nicht ausreichend Belege. Bei Betrachtung der Langzeitstudien fällt jedoch auf: So manches ist im Wandel. Es lässt sich ein Einstellungswandel feststellen, der nicht nur die Jungen betrifft, sondern im Gegenteil alle Generationen umfasst.


 

EXKURSION:

Warum sind viele Studien über die Generation y nicht belastbar?

Gründe hierfür gibt es viele, besonders vorstellen möchte ich jedoch einen aus meiner Sicht besonders entscheidenden Effekt: den linearen Zusammenhang von Perioden-, Alters- und Kohorteneffekt. Jeder Generationeneffekt ergibt sich durch eine Kombination von Perioden- und Alterseffekt. Warum? Ein Beispiel: Wenn im Rahmen einer Studie eine Gruppe 25-Jähriger im Jahr 2019 dazu befragt wird, wie wichtig ihnen ihre Selbstverwirklichung ist – sind dies in der Regel punktuelle, einmalige Befragungen mit dieser einen Gruppe. Die Ergebnisse dieser Gruppe werden dann mit denen der anderen Gruppen anderen Alters verglichen und daraus werden die Generationenunterschiede abgeleitet. Dieselbe Gruppe wird aber nicht zu einem anderen Zeitpunkt nochmal befragt, auch gibt es in der Regel keinen Vergleich mit den Aussagen einer anderen Gruppe 25-Jähriger zu einem anderen Zeitpunkt.

D.h. was wir also nicht erfahren ist, ob die Antwort gegeben wurde, weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt (2019) gestellt wurde (Periodeneffekt), weil die Befragten ein bestimmtes Alter hatten zum Befragungszeitpunkt (25 Jahre) (Alterseffekt) oder weil sie 1994 geboren wurden und damit einer bestimmten Kohorte angehören (Kohorteneffekt).

Bisher gibt es keine statistische Methode, die diese Effekte sauber trennen kann. Damit sind Studien, die mit Dummyvariablen anstatt echten Zahlen arbeiten, statistisch gesehen nicht belastbar. Da genau das jedoch viele Studien tun, sind ihre Ergebnisse leider nicht aussagekräftig.

 

Veränderte Forderungen gegenüber dem Arbeitgeber sind das Ergebnis eines Wertewandels, der sich durch die gesamte Belegschaft zieht

Dabei zeigt sich, dass bisherige Anforderungen an den Arbeitgeber weiterhin Bestand haben. Ergänzt werden diese jedoch durch weitere stärker intrinsisch motivierte Variablen. Anforderungen, die mit dem “Was” verknüpft sind, verlieren auch weiterhin nicht an Bedeutung - im Gegenteil anders als manch einer vermuten mag, sind Themen wie - Erfolg - Karriere/ Aufstieg - gutes Gehalt weiterhin höchst relevant. Jedoch werden sie ergänzt durch stärker intrinsisch motivierte Variablen, die was “Warum” beantworten wie - Sinnhaftigkeit in der Arbeit - Persönliche Weiterentwicklung - Zunahme des Wunschs nach gesellschaftlichem Engagement auch im Job Dazu kommt aus meiner Sicht auch die Frage nach dem “Wie” - der Gestaltung der Zusammenarbeit. Hier gewinnen Themen wie - Flexibilität in Raum & Zeit - zunehmende Selbstbestimmung - Sichtbarkeit, Vernetzung und Feedback sowie - verbesserte Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem zunehmend an Bedeutung. Anforderungen, auf die sich Arbeitgeber zunehmend einstellen müssen, damit ihr Tun auf dem Markt der Talente mit Erfolg gekrönt sein möge.


Eins ist jedoch klar:


Auch wenn es wir alle sind, die diese Wünsche hegen, so sind es oft die Jungen, die sie einfordern und leben

Die nach Führung auf Augenhöhe, dem Sinn und Zweck des Unternehmens und Selbstbestimmtheit bei der Ausführung ihrer Aufgaben fragen. Und das eben nicht erst mit Mitte 50 nach gemachter Karriere, sondern direkt von Anbeginn an.


Zusammenfassung & Fazit

Die heutigen Anforderungen der Arbeitnehmer an ihre Arbeitgeber werden immer anspruchsvoller, der Bedürfnisstrauß immer bunter. Hierbei ist es jedoch nicht allein die Generation y, die auf einmal völlig andere Vor- und Einstellungen hat und absurde Forderungen stellt. Änderungen, die sichtbar sind, basieren auf einem Einstellungswandel, der alle Generationen umfasst. Anders als oft vermutet, verlieren Themen wie Gehalt, Erfolg und Aufstieg dabei jedoch keineswegs an Bedeutung - sie behalten ihre Wichtigkeit und werden ergänzt durch Bedürfnisse wie Sinnhaftigkeit des Jobs, persönliche Weiterentwicklung und erhöhte Selbstbestimmung in der Ausführung der Aufgaben. Eine Oberflächenkosmetik wie sie einige Unternehmen mit dem Aufstellen von Bällebädern und leckeren Smoothies in der Küche betreiben, reichen also bei Weitem nicht mehr aus, um diese Ziele zu erfüllen. Vielmehr geht es darum, eine neue Haltung, neue Kultur und neue Ausrichtung zu entwickeln – für die Entwicklung hin zu einer VIBRANT ORGANISATION (Mehr zum Thema “dynamische Managementperspektive findet ihr hier. Nährboden und Beschleuniger für das Einfordern dieser Wünsche waren - zumindest bisher - der vorherrschende Fachkräftemangel und die bisher sehr gute wirtschaftliche Lage. Wir waren nicht nur einfach froh darüber einen gut bezahlten Job zu haben, nein aufgrund der arbeitnehmerfreundlichen Situation auf dem Arbeitsmarkt konnten wir auch danach gehen, welcher Arbeitgeber kulturell und in Bezug auf die gelebte Form der Zusammenarbeit am besten zu uns passt. Wie wird es damit nun weitergehen, jetzt wo wir inmitten der Corona-Krise stehen und den sicheren Stand verloren haben? Sicherlich wird es Unternehmen geben, die sich auf altbekannte Strukturen stützen und versuchen darin Halt zu finden. Für mich ist jedoch klar:


Gerade jetzt in Zeiten der Krise sind wir stärker denn je darauf angewiesen, dass alle Mitarbeiter in ihrer vollen Kraft stehen, ihre Potentiale voll einsetzen können, um kreative und innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen finden zu können

Lasst uns daher diese Forderungen nicht als freche, überzogene Wünsche abtun, sondern als notwendige, treibende Kraft und Impulsgeber zur Veränderung unserer Arbeitswelt dankend annehmen.



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